13.10.2022

Wie wirken sich steigende Energiekosten auf Elektroautos aus?

Angesichts der steigenden Energiekosten in ganz Europa machen sich viele Experten Sorgen um die Zukunft von Elektroautos (EVs). Der Strompreis war schon immer einer der attraktivsten Aspekte beim Umstieg auf ein Elektroauto. Elektroautos sind zwar in der Anschaffung teurer, aber im Betrieb billiger, sodass sich die anfängliche Investition im Laufe der Zeit amortisiert, weil man weder an die Zapfsäulen muss noch von schwankenden Ölpreise abhängig ist. Zumindest war das bis zur aktuellen Energiekrise so. Jetzt befürchten deutsche Industriechefs, dass der Trend zu steigenden Energiekosten die Verbreitung von Elektroautos langfristig beeinträchtigen könnte. Hier erfährst du, warum sie besorgt sind.

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Die Benzin- und Stromkosten

Seit Jahren beobachten die ersten Elektroautofahrer:innen den stetigen Anstieg der Kraftstoffpreise mit einem Gefühl der Selbstgefälligkeit und der Erleichterung, dass sie von diesen Marktkräften verschont bleiben. Im September 2020 kostete ein Liter bleifreies 95er-Benzin in Deutschland rund 1,20 €. Im März 2022 lag dieser Preis bei 2,20 € pro Liter. Besorgniserregend für E-Autofahrer:innen ist, dass der Strompreis ähnlich stark ansteigt: Für diejenigen, die zu Hause laden, steigen die Kosten um 10 %. Der Strompreis ist an den Gaspreis gekoppelt, und der wird in Europa immer knapper.

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Die öffentliche Ladeinfrastruktur

Viele E-Fahrer:innen in Europa laden ihr Auto zu Hause auf, aber bei längeren Fahrten sind sie auf öffentliche Ladestationen angewiesen. So wie die Kosten für das Aufladen zu Hause steigen, so steigen auch die Preise an vernetzten Ladestationen. In Deutschland zum Beispiel hat Allego seine Preise im letzten Monat von 43 Cent pro Kilowattstunde auf 47 Cent erhöht. Noch schlimmer sieht es bei den Schnelllademethoden aus: Die Preise für das Schnellladen stiegen von 65 auf 70 Cent pro Kilowattstunde und für das ultraschnelle Laden von 68 auf 75 Cent pro Kilowattstunde. Kommt dir das bekannt vor?

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Staatliche Subventionen werden gekürzt

Niedrigere Betriebskosten waren eine Möglichkeit, die Anschaffungskosten von Elektroautos auszugleichen, aber eine andere waren staatliche Subventionen. Länder wie Norwegen haben dank erheblicher Subventionen bemerkenswerte Verbreitungsraten von Elektroautos erreicht. In Deutschland jedoch werden die staatlichen Subventionen für Elektroautos ab 2023 halbiert - von 9.000 € auf 4.500 €. Plug-in-Hybride (PHEVs), die derzeit mit 6.750 € gefördert werden, erhalten keinen Cent mehr. Der gesamte Fördertopf wird auf 2,5 Milliarden Euro gedeckelt, was für etwa 400.000 Elektroautos ausreicht. Ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man bedenkt, dass es 46 Millionen Autos gibt, die auf deutschen Straßen zugelassen sind.

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Carsharing ist eine Lösung, vorerst

Seit einigen Jahren kehren Autofahrer:innen in ganz Europa dem privaten Autobesitz den Rücken und steigen auf Carsharing-Modelle um. Einer der attraktivsten Aspekte des Carsharing-Modells ist, dass der Betreiber für die Betriebskosten des Fahrzeugs aufkommt - einschließlich der Kraftstoff- oder Ladekosten. Wenn die Benzin- und Dieselpreise in die Höhe schnellen, wird Carsharing immer attraktiver. Da viele Flotten inzwischen Elektroautos für das Carsharing anbieten, gilt das gleiche Prinzip für steigende Energiekosten. Die Lösung scheint jedoch kurzfristig zu sein. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Carsharing-Anbieter diese Kosten an die Kunden weitergeben müssen.

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Nicht jeder Carsharing-Anbieter kann 100% elektrisch sein

Carsharing ist für viele ein Einstieg in das Fahren mit Elektroautos und kann zu einer höheren Akzeptanz von Elektroautos insgesamt führen, aber nicht jeder Carsharing-Anbieter ist in der Lage, eine 100%ige Elektroflotte zu betreiben. Der CEO von SHARE NOW, Olivier Reppert, hat sich ausführlich zu diesem Thema geäußert. SHARE NOW betreibt eine Flotte, die zu 25% elektrisch betrieben wird, aber es müssen noch einige Hürden überwunden werden, um diese Zahl auf 100% zu erhöhen. Hohe Leasingkosten, eine unzureichende öffentliche Ladeinfrastruktur und die Notwendigkeit weiterer Investitionen sind alles Herausforderungen, denen sich Carsharing-Anbieter im Jahr 2022 stellen müssen, wenn sie auf Elektroantrieb umsteigen wollen.

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Die Zukunft scheint ungewiss

Wie groß ist die Gefahr, dass der Elektroauto-Hype in Europa nachlässt? Droht uns wirklich ein Rückgang bei der Einführung von Elektrofahrzeugen? Branchenexperten sind darüber sehr besorgt. Prof. Dr. Stefan Bratzel, Gründer und Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, sagte gegenüber deutschen Medien: "Die Strompreisexplosion könnte zu einer akuten Gefahr für die Umstellung der Fahrzeuge werden, und wir müssen verdammt vorsichtig sein." Du kannst verstehen, warum er besorgt ist. Wenn der Betrieb von Elektroautos teurer wird, besteht die Gefahr, dass der Aufschwung der Elektromobilität ins Stocken gerät - und das ist schlecht für uns alle.

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Aber die Zukunft wird aufregend sein

Für Elektroautos gibt es aber nicht nur Schwarzmalerei. Der Markt fängt an, sich zu beleben, und es findet eine spannende Annäherung statt. Auf der einen Seite steigen die traditionellen Autohersteller - die alte Garde aus der Benziner-Ära - einer nach dem anderen auf Elektroautos um. Wir sprechen hier von Unternehmen wie BMW, Ford, Honda und Co. Auf der anderen Seite gibt es die Start-ups, um es mal so auszudrücken. Die softwaregesteuerten Unternehmen wie Tesla, Rivian und sogar Google und Apple, die vom anderen Ende her in den Elektromarkt einsteigen. Sie treffen sich in der Mitte, und die Autofahrer:innen hatten noch nie so viel Auswahl. Hier sind einige der kommenden E-Fahrzeuge, auf die wir besonders gespannt sind.

Image© : Tesla

David McCourt

David McCourt

Sr. Editorial Content Strategist

"Weniger besitzen, mehr teilen."

David engagiert sich für innovative Mobilität und lebenswertere Städte.