Berlin, 30. September 2020

Ein Interview zum Pilotprojekt UMPARKEN Schwabing: Vier Wochen lang geteilte Mobilität erleben

Das eigene Auto abgeben und dafür auf eine Vielzahl an alternativen Mobilitätsangeboten umsteigen? Dieses Angebot haben insgesamt sieben Münchner Haushalte im Rahmen des Projekts „UMPARKEN Schwabing-West“ ausprobiert. Die Aktion fand vom 24. August bis zum 18. September 2020 statt.

Mit dem Ziel, Flächen, die bislang für Autos reserviert waren, in einen öffentlichen Raum mit Aufenthalts- und Bewegungsqualität zu verwandeln, hatten die Teilnehmer vier Wochen lang die Möglichkeit, kostenlos unterschiedlichste Fortbewegungsmittel zu nutzen – von ÖPNV über Bike-, Car-, und Scootersharing bis hin zum Taxi-Service. Der freigewordene Parkraum wurde zeitweilig zu Fahrradstellplätzen, Kräutergärten und Spielstraßen umfunktioniert. Die direkte Verbindung zu anliegenden Grünflächen sollte mehr Aufenthaltsqualität und Platz für alternative Verkehrsmittel schaffen. Entstanden ist das Projekt auf Initiative von UnternehmerTUM GmbH, dem größten Zentrum für Gründungen und Innovationen Europas, in Kooperation mit Experten aus der Mobilitätsbranche, darunter Carsharing-Anbieter SHARE NOW, sowie Wissenschaftler und Mitarbeiter aus der städtischen Verwaltung.

Auch das im Herzen von Schwabing-West lebende Ehepaar Lara und Manuel Hoffmann hat zusammen mit seinen zwei Kindern an dem Mobilitätsexperiment teilgenommen. Da die Familie langfristig plant, auf ihren Familienwagen zu verzichten und auf alternative Verkehrsmittel zu setzen, kam der Selbstversuch wie gerufen. SHARE NOW hat mit der Familie gesprochen und die Erfahrungen aus dem Projekt zusammengefasst.

Vor- und Nachteile: Die Mobilitätsangebote im Vergleich
Vor allem das im Projekt angebotene free-floating Modell bietet viele Vorteile und konnte die Familie in den Bereichen „Spontanität“ und „Parkplatzsuche“ sowie mit einem transparenten Preismodell überzeugen:

Manuel Hoffmann: Einige Wege haben wir viel spontaner zurückgelegt – wir mussten uns gar keine Gedanken machen, wo das SHARE NOW Auto geparkt werden kann. Wir haben es einfach an einem beliebigen Punkt auf der Route abgestellt und sind anschließend mit anderen Verkehrsmitteln weitergefahren. So unabhängig unterwegs zu sein, gibt uns deutlich mehr Flexibilität und Freiraum. Zwar steht das Carsharing-Auto nicht immer vor der Haustür, aber es ist zu Fuß in unmittelbarer Nähe erreichbar. Ein klarer Vorteil für mich ist, dass ich mit dem Sharing-Modell keine Zeit für die Instandhaltung aufwenden sowie laufende Fixkosten bezahlen muss.

In puncto „Kindersitz“ sieht der Familienvater jedoch Nachholbedarf: „Erst wenn in jedem Sharing-Auto Kindersitze zur Verfügung stehen, steigt der Komfort und damit auch die Attraktivität des Angebots für Eltern mit jungem Nachwuchs“.

Die Wahl des Verkehrsmittels
Manuel Hoffmann: Längere Distanzen und die Möglichkeit, weitere Personen mitzunehmen, spielen eine erhebliche Rolle bei der Wahl des Verkehrsmittels. Das Carsharing-Auto von SHARE NOW haben wir beispielsweise bei Regen, einer schlechten ÖPNV-Anbindung und für Freizeitausflüge aber auch für Familienmanagementwege am häufigsten genutzt. Der E-Scooter kam im Gegensatz dazu bei kurzen Strecken zur U-Bahn-Station als Transportmittel zum Einsatz. Für längere Strecken durch die Stadt und bei strahlendem Sonnenschein durfte es auch mal ein Elektroroller sein.

Die Stadt der Zukunft
Für den Familienvater ist der Lösungsansatz des Projekts, mehr Platz für alternative Mobilitätsformen und Aufenthaltsqualität zu schaffen, ein Schritt in die richtige Richtung.
Manuel Hoffmann: Wäre es nicht toll, wenn man von der Haustür auf einen Boulevard mit Bäumen kommt – ohne Straßenlärm und mit deutlich besserer Luft. Zudem wäre es gut, wenn es mehr Carsharing-Möglichkeiten, mehr Radwege und bessere ÖPNV-Anbindungen gäbe.

Und das Fazit zum Projekt?
Manuel Hoffmann: UMPARKEN Schwabing hat uns viel Freude bereitet. Das Projekt hat unser Mobilitätsverhalten nachhaltig verändert, wir werden einige Wege zukünftig nicht mit dem eigenen Auto, sondern zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen. Viel wichtiger für uns ist aber, dass uns das Experiment in der Entscheidung bestärkt hat, langfristig auf alternative Verkehrskonzepte umzusteigen.